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Nach dem Öcalan

CUS: Bleibt die PKK nach Öcalans Verhaftung weiter beim Terror?Cürükkaya: Das wäre das Ende des kurdischen Befreiungskampfes. Abdullah Öcalan hat mit seinen Gewaltaktionen die Kurden lange genug beschmutzt. Davon müssen wir uns jetzt reinwaschen.

PKK-Mitbegründer Selim Cürükkaya rechnet mit Abdullah Öcalan ab und fordert einen Neuanfang

FOCUS: Bleibt die PKK nach Öcalans Verhaftung weiter beim Terror?

Cürükkaya: Das wäre das Ende des kurdischen Befreiungskampfes. Abdullah Öcalan hat mit seinen Gewaltaktionen die Kurden lange genug beschmutzt. Davon müssen wir uns jetzt reinwaschen.

FOCUS: Der Streit um seine Nachfolge ist in vollem Gang. Wollen Sie als Mitgründer der PKK an die Spitze der Partei zurückkehren?

Cürükkaya: Dazu ist es sicherlich noch zu früh. Derzeit haben noch die gewaltbereiten Hardliner das Sagen. Aber in einer neuen, demokratischen Organisation stehe ich natürlich zur Verfügung, wenn mich das kurdische Volk will.

FOCUS: Vor fünf Jahren erklärte Öcalan Sie zum Verräter. Seitdem verstecken Sie sich in Europavor seinen Killerkommandos. Besteht nun die Chance für ein Ende des PKK-Terrors?

Cürükkaya: Die Festnahme des Diktators ist die einmalige Möglichkeit für einen Neuanfang. Der erste Schritt: Schluß mit der Gewalt in Europa. Dann müssen wir schnell einen Demokratisierungsprozeß in Gang setzen. Die PKK muß ihren Alleinvertretungsanspruch für die Kurden aufgeben. Mein Plan sieht vor, daß sich sämtliche kurdische Parteien in einem demokratisch gewählten Parlament vereinen. Diese oberste politische Vertretung setzt sich dann bei den Regierungen in Bonn, London oder Washington für die Rechte der Kurden ein.

FOCUS: Wie sollen aus Terroristen Friedensengel werden?

Cürükkaya: Die radikalen Öcalan-Anhänger haben die Wahl: Entweder öffnen sie sich demokratischen Entwicklungen, oder sie landen wie ihr großer Führer jämmerlich hinter Gittern. Seine Verhaftung ist für viele Kurden eine Befreiung von der Alleinherrschaft. Wenn Diktatoren stürzen, feiert das Volk. Das wird auch bei uns so sein.

FOCUS: Momentan feiern PKK-Aktivisten aber weltweit ihren inhaftierten Anführer als Märtyrer.

Cürükkaya: Damit ist es bald vorbei. Öcalan wird jetzt alles tun, was der türkische Staat von ihm verlangt, um seine eigene Haut zu retten. Er ist sehr beweglich in seinen Positionen und kennt keine Skrupel. Ein Beispiel: In der Partei hat er alle seine Gegner gnadenlos aus dem Weg geräumt. Insgesamt 52 Gründungsmitglieder der PKK wurden in den vergangenen 20 Jahren getötet.

FOCUS: Hat Öcalan selbst die Morde begangen?Cürükkaya: Das erledigten natürlich Killerkommandos in seinem Auftrag. Öcalan machte sich nie die Hände schmutzig. Auch Hitler tötete nicht selbst. Zum Glück ist die Ära des falschen Propheten mit der Verhaftung zu Ende gegangen.

VON KILLERN GEJAGT

PKK-Mitbegründer Cürükkaya gilt nach einem Zerwürfnis mit Öcalan als Verräter.

Der Häftling

Von 1980 bis 1991 saß Selim Cürükkaya, 44, in türkischen Gefängnissen. Danach versteckte er sich vor den PKK-Killerkommandos in Deutschland.

Der neue Chef?

Er wird jetzt als einer der Nachfolger an der PKK-Spitze gehandelt.

Selim Çürükkaya

1954 te Bingöl' de doğdu. Öğretmen okulundan mezun oldu. Siyasi nedenlerle on bir yıl hapis yattı. Gazeteci ve yazar. Yayınlanmış 10 Kitabı var. Siyasi mülteci olarak Almanya'da yaşıyor.

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